Friedhofkreuze St. Justuskirche
Die 43 kunstvoll geschmiedeten Kreuze stammen aus verschiedenen Epochen zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert. Ihr Aufbau ist immer ähnlich: ein Grundkreuz mit meist plastischem Christuskorpus nimmt Heiligenfiguren, Blattwerk, Ranken, Blumen, abstrahierte und symbolische Dekorationen sowie kleine Schrifttafeln auf. Die älteren, südseitig der Kirche stehenden Kreuze sind polychrom gefasst. Das heisst, sie sind in mehreren Farbtönen bunt bemalt. Bei den Kreuzen im Typus der Renaissance herrschen spiralförmige Ranken aus Rundstäben vor, welche sich über einem eingedrehten Stamm winden. Die Vorliebe für üppige Gestaltung zeigt sich beispielsweise an den dreidimensionalen, weit ausladenden Renkengebilden sowie am Detail der aufwändig gearbeiteten "Spiralspindel-Blüten". Fantasievoll, nur aus dünnem Eisenblech geschnitten, gesellen sich Heiligenfiguren, einzelne Blätter und Zierblüten dazu. Die schlichten Kreuze aus dem 19. Jahrhundert beschränken sich in ihrer Farbigkeit auf Schwarz und Gold. Die Zierformen bestehen - gegenüber den früheren Rundstäben - aus flachen Bändern, die sich jeweils um ein Grundkreuz mit vergoldetem Christuskorpus legen.
Die Sockel der Kreuze - in Sandstein oder heimischem "Melser-Stein" - tragen in der Regel die Initialen, Wappen, Hauszeichen und Datierungen. Vereinzelt finden sich auch Initialen oder Hauszeichen auf den Eisenkreuzen selbst. Die Kreuze gehörten zu Gräbern der führenden Familien, was sich an den Wappen erkennen lässt: Als Beispiel der schreitende Goodsche Hahn von 1664 oder 9 weitere, zwischen 1638 und 1800 entstandene Wappen mit den Initialen und der Lilie der Familie Zink, sowie unter anderen die drei Kugeln der Familie Bless.
Die ursprüngliche Anordnung der Kreuze ist nicht bekannt. Anlässlich der Errichtung der Pfarrkirche St. Laurentius 1869 wurde um diese ein neuer Friedhof erstellt und die Kreuze dorthin verlegt. Im Zusammenhang mit einer umfassenden Restaurierung der St. Justuskirche 1932/33 unter Linus Birchler wurden die Friedhofmauer nach einer Zeichnung von Carl Reichlin (1867) wieder erstellt und die Kreuze an ihren alten Ort zurückgebracht. Damals sei die polychrome Farbigkeit der Grabkreuze untersucht und anschliessend erneuert worden. Die letzte Restaurierung fand 1957 statt, Xaver Broder aus Rebstein vollzog die Farbgebung. Seitliche Inschriften (Rigendinger 1957) auf einzelnen Steinsockeln geben diese als Kopie der letzten Erneuerungsetappe zu erkennen.
Die seither erfolgten Abnutzungs- und Verwitterungserscheinungen, hauptsächlich blätternde Farbe, Rostfrass, verbogene und fehlende Teile, führten nach knapp vierzig Jahren wiederum zu Erhaltungsmassnahmen.
Am Eisenwerk mussten Risse behoben und fehlende Teile, diese allerdings möglichst zurückhaltend, ergänzt werden. Die verschiedenen Kruzifixe wurden vereinzelt angestückt, in einem Falle ausgetauscht und neu vergoldet. Die jüngste Farbfassung blieb nicht erhalten, sondern es wurde, unter Beibehaltung des gegebenen Farbkonzepts, einer totalen Erneuerung der Vorzug gegeben. Ein Grund dafür lag in der Forderung, dass die Aussenexposition einen Witterungsschutz durch einen intakten, schützenden Anstrich verlangte. Trotz sehr gründlicher Vorarbeit sind Reste der älteren Fassungen weiterhin unter dem neuen Ölfarbenanstrich noch vorhanden. Die bereits bei früheren Renovationen festgestellten Spuren von vergoldeten Partien zusätzlich zur Farbfassung wurden auch dieses Mal nicht ergänzt. Einzig die Kreuze aus dem 19. Jahrhundert behielten, wie bisher, ihre Goldfassung. Sie fügt sich sehr schön zum vorherrschenden Schwarz und zur Strenge der Linienführung.
In Berücksichtigung lokaler Handwerksbetriebe wurden die Arbeiten in verschiedene Fachbereiche aufgeteilt. Die Neubemalung mit Ölfarbe erfolgte 1994 durch Xaver Broder, der bereits 1957 die Renovation vorgenommen und damals schon das vorgefundene Farbkonzept von 1933 berücksichtigt hatte. So präsentieren sich heute die kostbaren Kreuze weiterhin in fröhlich bunten Tönen.