Seit 1985 befindet sich das sogenannte Fasten- oder Hungertuch wieder in der St. Justuskirche. Es war seinerzeit als Depot ins Historische Museum St. Gallen gelangt, wurde von der Kirchgemeinde zurückgeholt und 1985 in Restaurierung gegeben. Trotz verhältnismässig gutem Allgemeinzustand waren Mängel vorhanden, die - wollte man das Bild wieder zeigen - behoben werden mussten: Das Gewebe war durch das Eigengewicht verformt und örtlich gerissen, die Malschicht verschmutzt und der Gesamteindruck unansehnlich. Das aus viereinhalb Tuchstreifen zusammengenähte Riesenbild (260 x 580 cm) wurde plangelegt und auf der Rückseite mit Holzlatten versteift. Da und dort waren Retuschen nötig, zum Teil auch Ergänzungen vor allem in den Textpartien. Das Flumser Fastentuch, das heute an der südlichen Schiffswand Aufstellung gefunden hat, ist ein aussergewöhnliches Zeugnis der Volksfrömmigkeit. Es diente zum Verhängen der Chorbogenöffnung bzw. des Chorbogenkreuzes während der Fastenzeit. Es zeigt den gekreuzigten Heiland mit den Leidenswerkzeugen (arma Christi) sowie figürlich allegorische Bildmotive (Köpfe und Symbole) auf drei Ebenen: Verrat (Silberlinge, Judaskuss) und Verleugnung (Schwurhand, Petrus und die Magd), Verurteilung (Geissel, Hoherpriester und Hannas?) und Frage nach dem Königtum (Schwert und Sanduhr, Pilatus und Herodes Antipas?) sowie zwei alttestamentliche Profetien bezüglich Leiden und Sterben des Messias (Kelch und Kanne, David und Isaias). Unten erscheinen die Leidensmutter Maria und der Lieblingsjünger Johannes in Halbfigur. Lateinische Begleittexte, genau aus der Bibel zitiert, erleichtern den Einstieg in die schwierige und hintergründige Thematik. Entstehungszeit um 1600.